Das Tellermädchen 

{ 12:23, 3 September 2006 } { 1 Kommentare } { Link }


{ 11:59, 2 September 2006 } { 1 Kommentare } { Link }

Das Tellermädchen

 

Ein Gespräch mit meiner Mam

„Sag mal Mam, wie weiss man denn eigentlich, dass es der Richtige ist?“ 

„Oh je Kind, das spürt man einfach. ,Wenn es mal soweit ist, dann weisst du’s“ 

„Wir war’s denn bei Paps, ich meine wie hast du ihn denn kennen gelernt?“ 

„Oh, je, das ist ein lange Geschichte und da muss ich jetzt selber mal darüber nachdenken,  ja wie hat denn alles angefangen. Eins weiss ich, es war anfangs nicht einfach mit Paps und eigentlich fing es schon ganz früh in meiner Kindheit an.“

 

Und so fing alles an

Na ja, Als ich etwa dreizehn war, sah ich ihn zum ersten Mal: Dieser bunte und mit viel Liebe bemalte Teller. Er hat mich  seither fasziniert dazu war er  von einem Geheimnis umwittert. Er gehörte Marc, dem Sohn unserer Nachbarn mit denen wir uns gut verstanden. Manchmal,  wenn wir gerade bei ihnen zu Besuch waren, was  oft der Fall war, durfte ich sogar aus diesem Teller essen, wenn ich Marc schön fragte. Marc war aber schon zwanzig  und halt schon ziemlich alt, zumindest von meinem Alter her gesehen.  Trotzdem, er hatte immer schon eine ganz besondere  Anziehungskraft für mich er war halt charmant, herzlich und auch  weil er ab und zu ein so liebes Mädchen, die Eva, heimbrachte mit der ich mich immer so toll verstand. Eigentlich waren beide meine Freunde und sie verwöhnten mich auch immer wieder mit kleinen Geschenken.  

Eines Tages, ich hatte gerade wieder aus diesem Teller essen dürfen, war ich so ungeschickt und schubste den Teller so um, dass er auf dem Rücken lag. Auf der Rückseite las ich das Wort „Playboy“. Nachdem ich Marc in den Ohren gelegen habe, was denn das zu bedeuten habe, versprach er mir, er werde mir die Geschichte dieses Tellers eines Tages erzählen. Das sei nämlich eine Liebesgeschichte und schon fast ein Märchen aber ohne Happy End…

Marc und seine Freundin, die Eva,  nahmen mich ich jetzt oft mit wenn sie einen Ausflug machten oder zum Schwimmen in de nahen See fuhren.  Eva war eine richtige  Freundin zu mir geworden, schon fast wie eine ältere Schwester  und wir alberten und tollten umher. Eine so schöne Zeit, die ich  zusammen mit den beiden erlebte.

Eines Tages kam Eva nicht mehr und als ich Marc mit grossen Augen ansah, erklärte er mir, dass manchmal so eine Liebe halt einfach zu Ende gehe und da könne man nichts machen. Auch ich werde davon wahrscheinlich nicht verschont bleiben, das gehöre einfach zum Leben.

Er sah sehr traurig aus und ging auf sein Zimmer.

Später kam noch ab und zu ein Mädchen mit Marc nach Hause, eine Eva war nie mehr dabei. Ich vermisste Eva sehr und auch das fröhliche Lachen der Beiden.  Marc war jetzt sehr ernst geworden irgendwie so wie alle Erwachsenen.  Aber er hatte immer ein paar freundliche Worte für mich und  ab und zu begleitete er mich auf  dem Spaziergang mit unserem Hund. Ich muss zugeben, trotz meinen inzwischen erst vierzehn Jahren,  ich fühlte mich zu Marc sehr hingezogen.   

Als ich fünfzehn war, zogen die Nachbarn in eine andere Gegend und wir verloren den Kontakt zu diesen Leuten. Ich ging weiter zur Schule und  machte später  mein Auslandsjahr in England und Frankreich, gute Sprachkenntnisse, so meine Eltern, sind das Wichtigste im Leben.  Oft ertappte ich mich aber dabei wie ich mich an Marc und die schöne unbeschwerte Zeit zurück erinnerte. Manchmal wünschte ich mir, Marc wieder zu treffen und mit ihm so zu plaudern wie es früher einmal war. Pubertätsschwärmerei, so jedenfalls tat es meine Mutter ab und man ging zur Tagesordnung über. Oder ob das schon die erste Liebe war oder Heimweh, was auch immer, ich war oft ganz durcheinander?

Just back  from England, war ich inzwischen fast achtzehn  geworden und voller Tatendrang und Lebensfreude. So suchten wir denn ab und zu das Abenteuer in der nähern Umgebung. Ich bin ja  in Zürich aufgewachsen und mit den ÖB schnell an den bekannten Jugendtreffs. So auch an diesem schicksalhaften  milden Samstag Abend im Juni. Ein einziger Abend der mich fast um den Verstand brachte. 

Ich wollte  damals, zusammen mit Freundinnen aus der Nachbarschaft, das Zürcher Jugendhaus besuchen, so aus lauter Neugier denn dieser Jugendtreff war nicht gerade als seriös bekannt. Natürlich ohne meine Eltern zu fragen, die hätten da mit Sicherheit nie zugestimmt. Wir waren ja alle gut behütet aufgewachsen.  Zudem wohnte ich ja noch bei meinen Eltern und die hatten halt berechtigte Bedenken, dass ihre Tochter da verkehrt. Ich kann das heute auch nachvollziehen.

Wir setzten uns, wohl etwas overdresst an einen der zahlreichen Tische im Freien. Aus lauter Verlegenheit und Unsicherheit rauchten wir, was damals üblich war, eine Zigarette nach der andern. 

Endlich kam die Bedienung auch an unseren Tisch und da verschlug es mir fast den Atem. Vor mir stand Marc, gross, schlank und braun gebrannt und fragte nach unseren Wünschen.  Ich stotterte so was von Cola mit Eis und brachte sonst kein vernünftiges Wort heraus. Er erkannte mich offenbar nicht und tänzelte im Takt der Musik eifrig zu den nächsten Tischen und entschwand so kurz aus meinem Augenwinkeln.  Meine Freundinnen sahen mich besorgt an und fragten nach meinem Befinden.  „No problem, nur eine kurze Unpässlichkeit sonst alles o.k.“ erwiderte ich und suchte etwas verlegen nach meinem Feuerzeug. Die Zigarette hatte ich bereits in den Mund gesteckt. Da stand Marc mit einem Feuerzeug vor mir und flüsterte „die schöne Fremde braucht wohl Feuer?“  Er nahm mir die Zigarette aus dem Mund und bat mich um eine Zweite für sich, ich sah wie mein Hand zitterte und gab ihm vor Verlegenheit das ganze Paket und er steckte sich beide Zigaretten in den Munde und zündete sie an. Dann steckte er

mir eine in den Mund und blickte mir tief in die Augen „wir machen das hier immer so, schöne Fremde“ und tänzelte wieder davon.

Dieser Casanova“, meinten meine Freundinnen trocken,

„sollte besser mal die alten Klamotten wechseln“.  „Der ist doch schwul, so wie die meisten Kellner“. Da wurde ich offenbar aggressiv und entgegnete trocken „der ist ganz sicher nicht schwul, ich kenne den Typen“. „Ach so“ sangen meine Freundinnen im Chor „und woher denn so?“  „Na, ja halt von früher, die wohnten einmal neben uns, aber das ist ein paar Jahre her“.  „Und warum erkennt er dich den nicht, bitte schön?“ „Ja das weiss ich jetzt halt auch nicht genau, vielleicht will er das nicht oder er erkennt mich tatsächlich nicht mehr, soll ja vorkommen, dass man sein Aussehen verändert?“

Aber das er hier im Jugendhaus aushalf, mh, ich hätte ihm schon etwas mehr  Power zugetraut.

Ich meine das hat doch keine Zukunft hier.  So kreisten meine Gedanken unaufhörlich um Marc.

Er hat uns sehr höflich bedient und war ausserordentlich charmant zu uns. Nicht die üblichen dummen Sprüche und Anmache, einfach nur korrekt eher etwas verschlossen. Er hatte dunkle schöne Augen und sah blendend aus, er passte einfach nicht so recht ins Bild, dass man sich von den Typen hier machte. Seine Aufmache war allerdings schon sehr speziell, etwas abgefahren, würde man heute sagen.

„Wie denn speziell?“

„Verwaschene Bluejeans, ein T-Shirt vom Jahrmarkt und alles sollte sowieso mal wieder gewaschen und auf Vordermann gebracht werden. Und dann diese Turnschuhe!“

„Na ja, aber er hat dir gefallen oder?“

Ja sicher, er tänzelte im Takt der Musik mit den Getränken elegant so um die Tische und überhaupt, er war einfach mein Typ und das mit den Kleidern kann man ja noch ändern, dachte ich so. Aber ich war ja nur so in Gedanken verunken, das daraus etwas würde, wäre mir wirklich nie in den Sinn gekommen.

„Ja und dann?“

Ich wollte einfach ein paar Worte mit ihm reden und bat ihn nochmals um Feuer für meine Zigarette, damals war halt rauchen schon sehr in. Ich war da keine Ausnahme.

Ich war fasziniert von seinen Augen und er muss das bemerkt haben. Er war gar nicht schüchtern und nahm mir die Zigarette wieder aus der Hand, um sie dann anzuzünden. Dann steckte er mir sie wieder in den Mund , streichelte mir übers Ohr und flüsterte, „Schöne Fremde, komm mal wieder zu uns“.  Mir hat’s den Atem verschlagen und ich war sprachlos!

„Dieser Casanova!“ “Und du sprachlos, ja gibt’s das auch?“

Wie man hört.

Ich weiss nicht  mehr genau wie das dann lief, ich erinnere mich nur, dass ich mit ihm tanzte und plötzlich in seinen Armen lag. Ich liess mich sogar ein bisschen abknutschen. Er war sehr zärtlich und höflich mit mir.

Noch vor einiger Zeit wäre das unvorstellbar für mich gewesen, sich von einem Wildfremden so abknutschen zu lassen, aber so war’s eben. Von Marc liess ich es einfach geschehen. Nach Schluss der Vorstellung stand mein Entschluss fest, ich wollte Marc wieder sehen und auch einige meiner langweiligen Freundinnen aus der Schule schocken.

„Hast du ein bisschen gespielt mit ihm , so ernst wahr dir die Sache ja gar nicht denke ich.“

Es war so was wie Neugier, Interesse und eine Portion Zuneigung, würde ich heute sagen. Kaum zu Hause war ich aber ganz durcheinander. Ich wollte nicht nur, ich musste ihn wieder sehen. Aber was sagen denn meine Eltern dazu. Er war ja eben nicht gerade der Vorzeige Schwiegersohn. Um Himmels willen, was hast du dir da eingebrockt, dachte ich so für mich. So verbrachte ich dann den Sonntag, langweilig wie immer, auf dem Tennisplatz mit Kuchen, Kaffee und smarten Söhnen aus der anständigen Gesellschaft. Meine Gedanken kreisten jetzt unaufhörlich um Marc. Ich habe ihm nämlich die Telefonnummer zugesteckt. Vielleicht hat er die Nummer verloren oder mich auch schon wieder vergessen und knutscht mit einer andern rum. Mir war inzwischen ganz schwindlig und meine  Hormone spielten verrückt . In diesem Zustand völliger Verwirrung klingelte am Abend plötzlich das Telefon und mein Tänzer vom Jugendhaus flüsterte in den Hörer  ob ich denn das wirklich ernst gemeint hätte mit „ruf mich doch mal an?“ Ich muss das Jaaa völlig ins Telefon geschrieen haben und er meinte ganz trocken, es klirre so im Hörer. Er sagte zu und versprach mich von der Schule abzuholen, ich habe ja damals die Handelsschule in Zürich besucht. Gott war ich glücklich, ich kleine dumme Gans. Ja so habe ich mir dann deinen Paps geangelt und wie du siehst, sind wir heute  noch zusammen.

 

Das war alles? Und dann dein erstes Date, wie ging das so über die Bühne?

Na ja, ich wollte meine neue Eroberung nicht schocken und passte mich halt seinen Kleidern an, ich wollte nicht overdresst antanzen und ihn lächerlich machen. Das war zwar schon mal meine Absicht aber nicht nach diesem Telefon am Sonntag.  Nein das wollte ich ihm nicht antun. Er war nämlich auch am Telefon äussert höflich und sehr charmant, machte mir Komplimente und dankte mir für den schönen Abend.  Und so daneben fand ich dieses „Outfit“ jetzt plötzlich gar nicht mehr so daneben und beschaffte mir beim Trödler auch solche Klamotten.  

 

Und bist du dann so in die Schule gegangen?

Oh ja, die Lehrer waren geschockt, die Freundinnen entsetzt und meine Verehrer fanden mich jetzt plötzlich sehr billig. Das kümmerte mich aber überhaupt nicht, ich hoffte und bangte nur, dass mein Auserwählter dann am späten Nachmittag auch wirklich vor der Türe steht.

 

Und?   

Ja, da stand er und strahlte über das ganze Gesicht! Ich glaube er fand mich ganz sympathisch.

 

Was war den der Grund? Ich meine man mag doch jemand schon vorher wenn man mit ihm so eindeutig telefoniert oder?

Ja schon, nur ich stand in Trödlerklamotten da und er sauber herausgeputzt. Der Kontrast hätte grösser nicht sein können. Meine Freundinnen verstanden die Welt nicht mehr und ich kam mir schon ein bisschen deplaziert vor. Aber Marc rettete die Situation und machte mir ein Kompliment. „Du siehst einfach toll aus“, meinte er, griff nach meinem Arm und wir gingen von dannen..….

 

Ja und dann?   

 

Das erzähl ich dir das nächste Mal.

 

Also Fortsetzung folgt?

 

Wenn du magst, aber frag doch mal Paps, so ganz harmlos,  wie er denn das so erlebt hat...

 

 



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